Überwältigt… 10 JAHRE-ATELIERFEST
Atelierfest zu 10 Jahren Gesellenbrief für Bildhauerei*
Ich bin noch immer am fliegen, unsagbar dankbar und berührt, wieviel Menschen mit mir gefeiert haben. Es war ein wirklich besonderes Fest, an das ich mich noch lange und gerne erinnern werde. DANKESCHÖN allen die da waren, für soviel liebe Worte, Umarmungen und die Wertschätzung die mich ummantelt hat.
Im Januar 2019, vor 6,5 Jahren, bin ich in meine 1. allein angemietete Werkstatt eingezogen…hab Briefe, Dokumente verstaut und seitdem nicht mehr angesehen. Beim Aufräumen war es soweit und es war eine bunte und emotionale Reise in die Vergangenheit. So kam es, daß mich am Vorabend der Feier die Muse küsste und ich meine Reise zur Bildhauerei aufgeschrieben hab…sie ist bei weitem nur ein kleiner Ausschnitt, beschreibt nicht annähernd wie heftig und intensiv diese Zeit war, aber es sind doch lebensverändernde Momente gewesen. Ich hab sie angefügt, vielleicht macht sie ja jemandem Mut und gibt Zuversicht.
2009
Ein lebensverändernder Schnupperkurs bei und mit Meinrad Mayrhofer (am Titelfoto sind wir mit der Kettensäge zugange…gebürtig übrigens aus Zell am Moos – hier ums Eck von Mondsee).
Damals arbeitete ich in einer Werbeagentur als Grafikerin und Illustratorin und nebenbei zusätzlich freiberuflich. Und, verbrachte meinen Sommerurlaub damit, einen einwöchigen Schnupper-Holzbildhauerkurs in Eggenfelden zu besuchen. Es war verrückt, ich habe gefühlt geleuchtet und hatte schier endlose Energie.
Es hat sich etwas verändert. Was und in welchem Ausmass es mich verändert hat, war mir damals überhaupt nicht mal ansatzweise bewusst. Nur verbrachte ich seitdem jede freie Minute bei Meinrad und seinen Bildhauerkollegen in Ried im Innkreis und Haag am Hausruck. Ich fühlte mich wohl inmitten dieser kreativen – und sehr sehr bodenständigen Menschen.
Als zweites von 5 Kindern, Mama Hausfrau & Köchin, Vater Krankenpfleger, die Großeltern im Haus, aufgewachsen auf einem kleinen Sacherl unweit von Unterdietfurt, einem klitzekleinen Örtchen, war die Option Kunst schlicht nicht vorhanden, ich hätte nicht mal davon träumen können. Und später dachte ich, das es etwas elitäres ist. Für mich sensibles und einfaches Wesen nie und niemals zugänglich… … …
2011
Ein schweres Burn-Out. Ein 6wöchiger Klinikaufenthalt und das relativ schnelle Wissen, das Stunden reduzieren, Atem-Kurse, Meditation etc mich nicht weiterbringen.
Ich setze alles auf eine Karte, die 3jährige Vollzeitausbildung zur Holzbildhauerin ist mein Ziel, und beginne mich akribisch vorzubereiten. 1 Jahr lang trainiere ich mein Gehirn auf Schulbank drücken, Mathematik, Zeichnen (mein Handgelenk ist das manuelle Schreiben, das lange Halten von Stiften nicht mehr gewohnt), Wirtschaft,…tägliche 1,5 – 3 h verbringe ich damit – und – werde entlohnt: die Bildhauerschule in Berchtesgaden nimmt mich (trotz meines gehobenen Alters von 34 – im Vergleich zum Durschnitt mit 17 Jahren) nach bestandener 10stündiger Aufnahmeprüfung (und Drohungen meinerseits, auch bei einer Absage im Klassenzimmer zu sitzen).
2012
Und dann ist sie doch kurz da, 2 Monate vor Schulbeginn. Nach meiner Kündigung. Vor/während dem Umzug von Eggenfelden nach Berchtesgaden. Die Angst – die blanke Panik, mich falsch entschieden zu haben. Doch ich bin so erzogen worden angefangenes durchzuziehen. Seitdem ich mich für die Ausbildung entschieden habe, begann ich zu sparen, hab mein Hab und Gut, Unmengen an Schuhen, Möbel und Zeugs, verkauft. Woher ich die Zuversicht nahm, 3 Jahre (…es wurden 4) ohne Einkommen auszukommen, ist mir nach wie vor schleierhaft.
Die Schulzeit beginnt und – ich liebe es – und kann mein Glück kaum fassen! Inmitten meiner Twens fühle ich mich sogar wohl, werde aufgenommen als Mensch, als ein kreativer Geist unter vielen und die intensiven Jahre verfliegen. Die Hochs und Tiefs hier aufzuzählen wäre zu langwierig. Was mich im Nachhinein wundert ist, das ich zu keiner Zeit mehr Angst oder Zukunftssorgen hatte. Der Einfluss meiner jungen Kollegen oder das Wissen um Herzblut = Erfolg?
2015
1,0 lautet die Note auf meinem Gesellenbrief. Als ob das wichtig wäre…aber stolz bin ich dennoch. Und wie! Es entsteht mein Gesellenstück, eine 2,4 m hohe Frauenskulptur, „DIE SÜNDE“. Der Direktor meinte noch, das ich das nie schaffe in der vorgegebenen Zeit von 6 Wochen. Und ich hab es geschafft, und sogar in weit weniger Wochen…
Einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, mein 1. Vorbild, Mentor und geliebter Soulmate, Maximilian, stirbt an meinem Geburtstag. Während der Arbeit am Gesellenstück. Ich kann mich ungläubig was da passiert und doch liebevoll von ihm verabschieden. Er geht in Gauting bei München in der Lungenklinik, wo ich soviel als möglich noch bei ihm bin.
Maximilian und ich haben uns 2002 durch einen unglaublichen Zufall in Australien kennen gelernt, ich hab Rucksack-reisend in seiner Firma gejobbt und bin mit seinem Team auf ein Wochenende eingeladen worden. Und, der magische Zufall, wir haben festgestellt, dass wir 300 m voneinander aufgewachsen sind – nur 35 Jahre zeitversetzt. Ein handgezeichnetes Porträt von ihm findet ihr in meinem „Showroom“, links vom Fenster (gezeichnet von meinem wunderbaren Kollegen und Freund, Günther Schafellner).
Er fehlt mir. Immer noch und so sehr. Und doch bin ich unsagbar dankbar. Max hat mich, mein Leben nachhaltig bereichert und bewegt. Und ich weiß nicht, wie mein Leben ohne die Begegnung mit ihm verlaufen wäre.
Seine Idee war, mich zu sponsern nach den 3 Jahren, für ein Jahr Reisen, von Bildhauer zu Bildhauer…er hat an mein Talent geglaubt, wollte mich unbedingt unterstützen und … dann kam es ganz anders…
Manchmal denke ich, Maximilian sitzt Zigarre rauchend auf einer Wolke… und schickt mir weiterhin magische Zufälle …
DANKESCHÖN fürs „Dabeisein“ in meinem Leben und/oder bei meinen Kunstwerken.
PS: Über mein Zeit in der Ausbildung gibt es eine Art Online-Tagebuch >>> zum Schmunzeln und mehr…
*nachdem ich vor 10 Jahren erst die Ausbildung zum Bildhauermeister mit Gesellenbrief abgeschlossen habe, wird es die nächsten Jahre noch ein paar 10er Jubiläum geben …